Zu alt für einen Hund? Vieles spricht dafür, sich als Senior:in einen Hund anzuschaffen: es ist einfach schön, einen Gefährten an seiner Seite zu haben und auch die regelmässige Bewegung ist gut für die Gesundheit. Und was spricht dagegen? Unser fachlich geprüfter Fragenkatalog nimmt Sie mit auf eine gedankliche Vorbereitungsreise und gibt Tipps für den Alltag mit einem Hund.
1. Warum gerade jetzt?
Weshalb ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Hund?
2. Darum.
Auf welche gemeinsamen Aktivitäten mit einem Hund freuen Sie sich besonders? Denken Sie, dass diese Ihrem Hund auch gefallen könnten?
Wussten Sie, dass ein Hund auf 24 Stunden rund 17-20 Stunden ungestörten Schlaf braucht? Und dass ein gesunder Hund täglich während rund 3 Stunden Ihre aktive Betreuung in Form von Spazieren, Füttern, Pflege braucht? Die restlichen 21 Stunden lebt der Hund mit Ihnen zusammen, er braucht auch dann Ihre Zuwendung und Aufmerksamkeit in unterschiedlicher Form.
3. So kann es auch sein.
Können Sie sich vorstellen, einen Hund zu besitzen, den Sie vielleicht nie von der Leine lassen können? Oder einen Hund, der sich nicht mit anderen Hunden verträgt?
In zahlreichen Kantonen und Gemeinden gilt Leinenpflicht, immer und überall. Nicht jeder Hund will mit anderen «spielen».
4. Das kann ich nicht.
Welche Aufgabe im Zusammenhang mit der Erziehung Ihres Hundes oder mit dem Zusammenleben im Alltag bereitet Ihnen Sorgen? Wer könnte Sie unterstützen?
5. Jetzt ist Geduld gefragt.
Wie viele Tage/Wochen/Monate/Jahre sind Sie bereit, in die Ausbildung oder Eingewöhnung des Hundes zu investieren?
Die Ausbildung eines jungen Hundes braucht rund zwei Jahre. Auch ein Hund aus dem Tierschutz braucht unter Umständen lange, bis er sich eingewöhnt hat. Es gibt eine alte Regel die besagt, dass man «3 Jahre einen jungen Hund, 3 Jahre einen guten Hund und 3 Jahre einen alten Hund hat».
6. Darauf verzichte ich gerne.
Auf welche Aktivität könnten Sie in Zukunft zugunsten des Hundes verzichten?
7. Das lasse ich mir nicht nehmen.
Auf was wollen oder können Sie nicht verzichten?
Wer könnte in Ihrer Abwesenheit zum Hund schauen?
8. Draussen daheim.
Wie gut sind geeignete Spazierwege erreichbar? Müssen Sie dazu den ÖV oder das Auto benutzen?
9. Zu Hause sein.
Wer ist tagsüber mit dem Hund zu Hause? Wer schaut zu Ihrem Hund, wenn Sie mal etwas länger weg sind? Sind Sie bereit, für eine professionelle Betreuung rund 60.--/Tag zu bezahlen?
Hunde können in der Regel lernen, auch mal drei bis vier Stunden alleine zu sein. Den Hund jeden Tag während 8 Stunden alleine zu lassen verstösst hingegen gegen das Tierschutzgesetz.
10. Organisation.
Wer ist für die tägliche Organisation rund um den Hund verantwortlich? Also z.B. den Besuch beim Tierarzt, wer kauft das Futter, wäscht das Hundebett, kämmt und pflegt den Hund regelmässig?
11. Schöner Wohnen.
Hat es in Ihrem Haus mehrere Stockwerke, oder einen Lift? Haben Sie die Bestätigung von der Verwaltung, dass Hunde gehalten werden dürfen? Gibt es einen gemeinsam genutzten Garten? Ist die Wohnung ringhörig?
Hunde bellen, das ist normal. Allerdings können sich die Nachbarn beschweren. Als Richtgrösse werden die folgenden «Grenzwerte» für Hundegebell genannt: Kein Gebell im Freien während der Nachtruhe, nicht länger als 10 Minuten am Stück und insgesamt pro Tag nicht länger als eine halbe Stunde.
12. Lebenslange Freundschaft.
Ein Hund wird durchschnittlich 10-15 Jahre alt. Sind Sie bereit, sich auf diese langfristige Beziehung einzulassen? Wer übernimmt den Hund, wenn Sie nicht mehr zu ihm schauen können?
Züchter:innen vermitteln ungern oder teilweise gar keine Welpen an ältere Menschen. Sie wollen vermeiden, dass die Tiere nach einigen Jahren an einen neuen Platz müssen.
13. Und kosten tut der auch noch?
Ein Rassehund kostet in der Schweiz ca. CHF 2'000.—. Dazu kommen regelmässige Arztkosten, Kosten für Futter, Ausrüstung, Hundesteuer, Tickets im ÖV, Hundekurse, Hundesitting.
Auf comparis.ch werden die jährlichen Kosten auf 1'690.—bis 4'100.—geschätzt.
14. Von zart bis zäh.
Klein, mittel, gross, sehr gross? Bedenken Sie Ihre eigene Körpergrösse, Alter, Kraft und die Grösse der Wohnung.
Auch wenn man das ganze Leben lang grosse Hunde hatte: Es empfiehlt sich sehr, im Alter eine kleinere und leichtere Rasse zu wählen. Auch kleine Hunde sind richtige Hunde 😊.
15. Bis die Pfoten qualmen.
Wie viel Bewegung können Sie dem Hund täglich bieten? Passt Ihr Bewegungsbedürfnis zu den Bedürfnissen des Hundes und umgekehrt?
Es gibt keine fixe Regel, für die Dauer der Spaziergänge. Klar ist, dass 3x täglich eine kurze Runde um den Block nicht ausreicht. Hunde wollen im Alltag einbezogen sein, unterschiedliche Aufgaben lösen und alle ihre Sinne und Fertigkeiten einsetzen.
Wir hoffen, dass wir Sie mit diesem Fragebogen zum Nachdenken und Träumen angeregt haben, dass wir Sie herausgefordert haben und Sie in Ihrer Entscheidung unterstützen konnten.
Über die Autorin
Nelly Botta ist Hundetrainerin und Verhaltensberaterin. Themen wie Kommandos und Befehle für Hunde interessieren sie wenig. Sie setzt sich für einen bindungs- und bedürfnisorientierten Umgang mit unseren Hunden ein. Hier geht's zu ihrer Webseite.