Wussten Sie, dass in nur 1% der Fälle von Alzheimer dieser genetisch vererbt ist (laut der Psychogeriaterin Véronique Lefebvre des Noëttes)? In 99 % der anderen Fälle kann man bereits ab dem 40. Lebensjahr prophylaktisch etwas gegen die Erkrankung tun. Die Alzheimer-Krankheit kann noch nicht geheilt werden, man weiss aber viel über die Erkrankung und wie mit ihr umzugehen ist. Wir haben Informationen zusammengetragen, die Sie sehr gerne mit anderen teilen können.
Wie bereits eingangs erwähnt konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachweisen, dass eine gesunde Lebensweise die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Cholesterin beeinflussen kann. Die folgenden fünf Tipps sind im Alltag leicht umsetzbar. Laut der Psychogeriaterin Véronique Lefebvre des Noëttes kann eine konsequente Umsetzung bzw. eine Anpassung der Lebensgewohnheiten die Zahl der Alzheimerfälle um bis zu 30 % senken:
- Führen Sie eine mediterrane Ernährungsweise ein.
Olivenöl, viel Rohkost, frische Produkte… dies sind nur einige Schlagworte dieser schmackhaften Küche, die längst in den Schweizer Haushalten angekommen ist. Sie basiert auf frischen und saisonalen Produkten, ist reich an sogenannt guten Fetten und besteht überwiegend aus Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide. Nicht umsonst wird den Menschen im Mittelmeerraum eine sehr hohe Lebenserwartung zugesprochen.
- Gehen Sie täglich 30 Minuten spazieren.
Das macht nicht nur den Kopf frei, sondern verbessert auch Ihre Verdauung und senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen drastisch. Das kanadische Zentrum für Hygiene und Sicherheit am Arbeitsplatz hat nachgerechnet: Wenn Sie 30 Minuten lang spazieren gehen, verbrauchen Sie 125 Kalorien. Wenn Sie jeden Tag einen Spaziergang machen, verbrennen Sie 32’000 Kalorien pro Jahr, was ca. 5 Kilogramm Fett entspricht.
- Trainieren Sie die Neuroplastizität Ihres Gehirns
Forscherinnen und Forscher des Instituts für Gehirn und Rückenmark in Paris haben nachgewiesen, dass Sie Ihre kognitiven Reserven durch Musikhören, Lesen einer Zeitschrift, Lösen eines Kreuzworträtsels oder Lernen aktivieren können, indem Sie Ihre Neuronen dazu bringen, neue Synapsen (Verknüpfungen) zu bilden.
- Achten Sie auf Ihre geistige Gesundheit.
Die Bedeutung des psychischen Wohlbefindens für das Gedächtnis wird oft unterschätzt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass bereits erste Anzeichen einer Depressionserkrankung behandelt werden.
- Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte.
Wenn Ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen plötzlich wegfallen, kann es vorkommen, dass Sie sich einsam fühlen. Um Ihr Gehirn fit zu halten, ist es wichtig, unter Menschen zu sein, mit ihnen zu interagieren und soziale Kontakte zu pflegen. Das Gehirn wird dadurch stimuliert und aktiv gehalten.
Mittlerweile einfache und zuverlässige Diagnose möglich
Während früher nur eine etwas unangenehme Lumbalpunktion eine sichere Diagnose der Krankheit erbringen konnte, gibt es heute zwei einfachere und zuverlässigere Untersuchungen:
- Kernspintomographie
Mit einer Kernspintomographie wird das Ausmass der Atrophie des Hippocampus gemessen. Mit den Resultaten wird der neurodegenerative Zustand der betroffenen Person berechnet. Der Hippocampus ist der grösste Teil des Archicortex und liegt im Temporallappen. Zudem ist er ein wichtiger Teil des limbischen Systems.
- Bluttest
Mit einem Bluttest können mit ziemlicher Sicherheit Proteine nachgewiesen werden, die für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich sind. Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass Alzheimer nur dann ausbricht, wenn zwei sogenannte «abnormale» Proteine vorhanden sind: Amyloid-Plaques, dies sind Proteine, die sich zwischen den Neuronen befinden, und Agglomerate des Tau-Proteins. Beide sind für die Degeneration, welche die Krankheit auslöst, verantwortlich. Diese Entdeckung weckt grosse Hoffnungen bei Betroffenen, da sie neue Wege bei der Behandlung und für die Heilung der Krankheit eröffnet.
Stand der Forschung
Obwohl es noch keine Medikamente auf dem Markt gibt, werden laut der Psychogeriaterin Véronique Lefebvre des Noëttes einige Möglichkeiten in Betracht gezogen, um das Fortschreiten des kognitiven Verfalls im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit zu verhindern bzw. einzudämmen:
- Auf entzündungshemmende Medikamente setzen
Laut einer im Juni 2021 in der Zeitschrift Neurology veröffentlichten Studie haben Menschen, die sich mediterran ernähren, ein geringeres Risiko, eine Demenz wie die Alzheimer-Krankheit zu entwickeln.
- Mit Boten-RNA der Krankheit vorbeugen
Seit der COVID-19-Pandemie sind Boten-RNA keine Unbekannten mehr. Sie gehören zu jener Form der Ribonukleinsäure, mit der genetische Informationen kopiert und verbreitet werden können, um eine Krankheit zu behandeln. Nun scheint es, dass wir dank Boten-RNA die Alzheimer-Krankheit im Vorfeld bekämpfen können und zwar indem die Gene angegriffen werden, die für den kognitiven Verfall verantwortlich sind.
- Lecanemab – ein Wundermittel?
Im September 2022 veröffentlichten ein japanisches und ein amerikanisches Pharmaunternehmen ermutigende vorläufige Ergebnisse aus klinischen Studien, an denen knapp 1800 Personen teilgenommen haben. Die eine Hälfte erhielt das Medikament, die andere das Placebo. Lecanemab soll den kognitiven Verfall bei den behandelten Patienten um 27% verringert haben. Aufgrund dieser vielversprechenden Ergebnisse haben die beiden Unternehmen angekündigt, dass sie bis Ende des ersten Quartals 2023 Zulassungsanträge für die Vermarktung des Medikaments in den USA, Japan und Europa einreichen werden. Wir bleiben dran!
Quellen und weiterführende Informationen:
https://institutducerveau-icm.org/fr/alzheimer/
https://www.rts.ch/audio-podcast/2022/audio/toucher-c-est-aimer-2585635…
https://n.neurology.org/content/96/24/e2920
https://www.cchst.ca/oshanswers/psychosocial/walking.html
https://n.neurology.org/content/97/13/e1363
https://institutducerveau-icm.org/fr/alzheimer/
https://www.ledevoir.com/societe/sante/510396/un-nouveau-mecanisme-cell…
https://www.rts.ch/info/sciences-tech/13424771-un-medicament-en-develop…