24 September 2024

Machen Sie es Betrügern nicht zu einfach

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Oft haben Cyber-Betrüger ältere Personen im Visier. Welche Maschen sind beliebt? Worauf müssen Sie achten? Präventionsexperte Roland Jost, Chef der Sicherheitsberatung bei der Luzerner Polizei gibt uns Auskunft und Rat.

Welche Tricks wenden Cyber-Betrüger bei Senioren an?
Antwort Roland Jost (RJ): Wir stellen jeweils Wellen fest. Momentan ist der Telefonbetrug aktuell – er gehört ebenfalls zur Cyberkriminalität. Zum einen gibt es Schockanrufe. Betrüger geben eine Notfallsituation vor: eine nahe Verwandte sei in einen schweren Unfall verwickelt und für die Notoperation müsse Geld überweisen werden. Man spielt gezielt mit der Angst und drängt potenzielle Opfer in eine Art "Schockzustand".
Ebenfalls häufig ist der «falsche Polizist». Ein Beispiel: Jemand ruft an und erzählt von einer Festnahme im Quartier. Dabei habe man Listen für Einbrüche sichergestellt. Auch der Name der angerufenen Person stehe darauf. Deswegen raten man, ihre Vermögenswerte vorübergehend sicherzustellen. Man schicke gleich jemanden von der Polizei vorbei, der sie abhole.

Was muss ich in so einer Situation tun? 
Roland Jost: Wenn jemand telefonisch nach vertraulichen Daten, Bargeld oder Kontonummern fragt, müssen beim Angerufenen sofort die Alarmglocken klingen. Denn die Polizei tut sowas nie!
In solchen Fällen raten wir von der Polizei, sofort den Anruf zu beenden und den Notruf 117 zu alarmieren. Seien Sie wachsam, denn der Täter wird das zu verhindern versuchen. Sein Ziel ist es, das Opfer am Telefon zu behalten, bis der Komplize vor der Tür steht. 
Ein weiteres Betrugsmittel ist Liebesbetrug oder Romance-Scam. Auf Partnerbörsen treten Betrüger mit einem Fakeprofil auf. Sie geben sich als gutsituierte und gutaussehende Personen aus und gaukeln Verliebtheit vor. Dann passiert etwas: Sie behaupten etwa, das Opfer besuchen zu wollen, seien aber beispielsweise an einem Flughafen hängen geblieben und bräuchten jetzt Geld. Bei der Polizei können wir den Opfern die Masche schwarz auf weiss aufzeigen, doch sie glauben uns oft nicht. Verliebtheit schaltet alle Warnsysteme aus. Das missbrauchen die Täter. Bleiben Sie wachsam.

Welche Arten von Internet-Betrug tauchen sonst noch auf?
Roland Jost: Ein häufiges Phänomen ist Phishing, der Begriff ist angelehnt an «fishing». Betrüger wollen an Daten gelangen, um sie zu missbrauchen. Sie behaupten, man habe eine Erbschaft gemacht oder im Lotto gewonnen. Oder man habe die Telefonrechnung zweimal gezahlt. Die Betrüger werden immer professioneller. Lesen und schauen Sie genau, ob es ein Betrug ist.

Sind Seniorinnen und Seniorinnen gefährdeter als jüngere Menschen?
Roland Jost: Teilweise ja. Unter anderem, weil bei älteren Personen eine grosse Hilfsbereitschaft vorhanden ist. Sie gehen vom guten Menschenbild aus und rechnen nicht mit kriminellen Machenschaften. Auch die Einsamkeit spielt mit: plötzlich nimmt sich jemand Zeit für sie. Hinzu kommt eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit neuen Medien. Zudem sind Seniorinnen und Senioren interessant, weil viele über genügend finanzielle Mittel verfügen. Das wissen die Betrüger; für Telefonanrufe wählen sie oft gezielt älter klingende Namen aus.

Was sind die häufigsten Schwächen von älteren Menschen?
Roland Jost: ie brechen selten die erste Kontaktaufnahme ab. Der Bauch sagt ihnen zwar, dass etwas faul ist. Dennoch bleiben sie aus Anstand am Telefon. Weitere Fehler sind, dass sie Angebote zu wenig hinterfragen und dass sie keine Vertrauenspersonen heranziehen.

Worauf sollten sie für einen sicheren Umgang im Internet achten?
Roland Jost: Die Daten auf dem Computer, Laptop oder Tablet müssen regelmässig mit einem Backup gesichert werden. So sind sie noch vorhanden, wenn das System abstürzt oder befallen wird. Wichtig ist ferner, Virenschutz und Firewall regelmässig zu aktualisieren. Zudem sollten nur Apps installiert sein, die man wirklich verwendet. Sie müssen über offizielle Stores heruntergeladen und regelmässig aktualisiert werden. Auch der Internetbrowser (Firefox, Edge, Chrome etc.) muss stets auf dem neusten Stand sein. Wichtig ist überdies, alle Zugänge mit guten Passwörtern zu schützen. Sie müssen mindestens zwölf Zeichen haben, Gross- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Zahlen.

Wie soll man sich das merken können?
Roland Jost: Mit einem Merksatz. Zum Beispiel: Ich Toni Müller habe am 12.08. geheiratet! Verwendet man daraus je das erste Zeichen, gibt das eine sichere Kombination: iTMha12.08g! Wichtig ist auch, verschiedene Passwörter zu verwenden. Falls möglich sollte zudem die Zweifaktoren-Authentisierung zur Anwendung kommen: nach der Anmeldung folgt per SMS oder Email ein Zugangscode.

Gibt es Dienstleistungen, um die Seniorinnen und Senioren einen Bogen machen sollten?
RJ: Ist die Rede von lukrativen Finanzgeschäften mit sehr hohen Renditen, sollte man sehr vorsichtig sein. Vor allem, wenn man die Dienstleister nicht kennt. Wir hatten Fälle, in denen Personen ihr gesamtes Pensionskassen-Guthaben investiert und verloren haben. Wer Geld anlegen will, soll das unbedingt über bekannte Finanzdienstleister tun.

Wie erkennt man einen Online-Betrugsversuch?
Roland Jost: Sind Angebote sehr attraktiv und die Preise unrealistisch, ist Vorsicht geboten. Vielfach arbeiten Betrüger mit Zeitdruck. Sie sagen, das Angebot sei nur noch kurz gültig. Stutzig machen sollte auch, wenn die Gegenseite rasch von den Kommunikationskanälen der Online-Plattform auf E-Mail oder Whatsapp wechseln will. So kann sie die Sicherheitsbestimmungen von Ricardo, Tutti und andern umgehen. Verdächtig wird es auch, wenn ungewohnte Zahlungswege vorgeschlagen werden – andere als Twint oder E-Banking.

Was entgegnen Sie Menschen, die nicht mit Internetanwendungen arbeiten wollen, weil sie ihnen zu unsicher sind?
Roland Jost: Angst ist der falsche Ratgeber. Das Internet ist Teil unseres Lebens und nicht mehr wegzudenken. Es bietet unzählige positive Möglichkeiten. Immer mehr Dienstleistungen werden nur noch online angeboten. Seniorinnen und Senioren lernen und können sich die nötigen Kompetenzen aneignen. Hierzu gibt es Kurse, beispielsweise von Pro Senectute. Solche Angebote empfehlen wir sehr. Wer sich an die gelernten Regeln hält, kann das Risiko minimieren.

Fassen Sie die wichtigsten Regeln abschliessend nochmals zusammen?
Roland Jost: Aufmerksam und wachsam sein. Sich informieren, hinterfragen und sich bewusst sein, dass sich im Internet Betrüger tummeln. Keine vertraulichen Daten herausgeben und Unbekannten kein Geld übergeben. Auffälligkeiten der Polizei melden. Oder offen mit Bekannten besprechen. Es ist wichtig, im eigenen Umfeld darüber zu reden und zu sensibilisieren.

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