10 April 2024

Sexualität und Intimität mit 65+ ❤️‍🔥

Liebe im Alter

Vor ein paar Jahren gaben die Sexualgewohnheiten der Schweizerinnen und Schweizer viel zu reden. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat 2016 im Rahmen einer Präventionskampagne gegen Geschlechtskrankheiten eine Studie zu diesem Thema veröffentlicht. Die Resultate basierten auf einer Umfrage bei rund 30'000 Schweizerinnen und Schweizern zwischen 18 und 64 Jahren. Daraus geht zum Beispiel hervor, dass die Romandes und Romands im Durchschnitt mehr Sexualpartnerinnen und -partner hatten als Personen aus der Deutschschweiz und dem Tessin, und dass Frauen zwischen 55 und 64 Jahren im Durchschnitt mehr Sexualpartner hatten als Männer derselben Altersgruppe (oder zumindest als Männer, die nicht für Sex bezahlten).

Alle diese Zahlen schliessen jedoch die über 65-Jährigen aus. Sex über 65 wird oft tabuisiert, obwohl es sich um einen wichtigen Aspekt der allgemeinen Gesundheit handelt, und zwar unabhängig vom Alter. Quartierplus hat daher Zahlen und Informationen aus dem Ausland zusammengestellt und Ratschläge zum Thema gesammelt.

Sexuelle Intimität 

Die Lebenserwartung in der Schweiz ist so hoch wie nie zuvor. Schätzungen zufolge wird sich die Zahl der 60-Jährigen bis 2050 sogar verdoppeln. Wir bleiben heute länger gesund und führen länger ein aktives Sexualleben. Dies steht im Gegensatz zur stereotypen Sicht des Alterns, bei der angenommen wird, dass ältere Menschen kein Verlangen und keinen Sex mehr haben. Dabei ist sexuelles Verlangen kein Privileg der Jugend: Eine deutsche Studie hat gezeigt, dass Menschen zwischen 56 und 65 Jahren sexuell aktiver sind als 18- bis 25-Jährige – vor allem, wenn sie in einer stabilen Partnerschaft leben. Andere Untersuchungen konnten nachweisen, dass das sexuelle Verlangen bis ins hohe Alter anhalten kann und dass viele 70- und 80-Jährige weiterhin sexuell aktiv sind. Ein Punkt bleibt allerdings zu erwähnen: Faktoren wie gesundheitliche Beeinträchtigungen, seien sie körperlich oder geistig, hormonelle Veränderungen und der Verlust der Partnerin oder des Partners führen im weiter fortgeschrittenen Alter zu einer Abnahme der sexuellen Aktivität.

Auswirkungen des Alterns auf die Sexualität

Der Hormonabfall infolge der Meno- und Andropause hat nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf die Sexualität: Folgen davon sind beispielsweise weniger Lust, Trockenheit im weiblichen Intimbereich oder Erektionsstörungen. Eine amerikanische Studie schätzt, dass zwischen 70 und 90 Prozent der Frauen in den Wechseljahren unter sexuellen Funktionsstörungen leiden. Aber stimmt das wirklich? Und was ist mit den Männern?

Menopause und Libido

Bei Frauen sinkt der Östrogenspiegel in der Zeit um die Menopause stark ab, was sich in vielen Fällen deutlich auf das sexuelle Erleben auswirkt: Die Scheide wird trocken, es kommt dadurch häufig zu Schmerzen im Intimbereich und der Geschlechtsverkehr wird oft als sehr unangenehm empfunden. Auch weitere Folgen des Östrogenmangels wie starke Müdigkeit, Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen tragen nicht zu einer entspannten Sexualität bei. Viele Frauen leiden stark unter den Wechseljahren und der Tabuisierung dieser körperlichen Veränderungen – dabei gibt es eine ganz Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, mit denen sich diese Beschwerden lindern oder lösen lassen: Hormontherapien, Vaginalcremes, Gleitmittel oder Laserbehandlungen der Vagina können wahre Wunder wirken. Leiden Sie daher nicht still vor sich hin, sprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen! Oder wechseln Sie zu einer Fachperson, die auf die Frauenheilkunde nach der Menopause spezialisiert ist. Leider werden bis heute die Wechseljahre im Studium der Gynäkologie kaum behandelt und selbst viele Ärzte sind überzeugt, die Folgen des Hormonmangels seien einfach der natürliche Lauf der Dinge, mit dem “Frau” sich abfinden müsse. Aber genauso wie wir uns um gesunde Zähne kümmern, damit wir voller Freude und Genuss essen können, können wir uns mit den richtigen gynäkologischen Massnahmen um ein gesundes, freud- und genussvolles Erleben unserer Sexualität kümmern.

Sexualität bei Erektionsstörungen

Wie sieht es bei Männern aus? Erektionsstörungen (oder eine erektile Dysfunktion) sind bei zunehmendem Alter häufig, aber ebenfalls noch immer ein Tabuthema. Laut Prof. Francesco Bianchi-Demicheli leiden rund eine halbe Million Männer in der Schweiz an Erektionsstörungen, aber nur etwa 10 Prozent suchen sich Hilfe bei einer Urologin oder einem Urologen. Die Gründe für Erektionsstörungen sind vielfältig, unter anderem können Herzerkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck, psychische Störungen oder die Nebenwirkungen von Medikamenten dafür verantwortlich sein. Daher ist der Gang zum Hausarzt oder zu einer Urologin wichtig, denn die Störung kann auf tiefer liegende gesundheitliche Probleme hindeuten. In vielen Fällen können einfache Behandlungen eine deutliche Verbesserung mit sich bringen. Machen Sie sich bitte keinen Sorgen, dass es peinlich sein könnte, Ihr Anliegen vorzubringen: Fachpersonen in diesem Bereich sind tagtäglich mit den Fragen rund um das Thema Sexualität beschäftigt und möchten Ihnen dabei helfen, Sexualität wieder lustvoll erleben zu können.

5 Tipps, um (wieder) eine erfüllte Sexualität zu erleben

  1. Besprechen Sie Ihre Probleme mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt: Wenn Sie Probleme haben, die Ihre Sexualität beeinträchtigen, sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt , der Gynäkologin oder Urologin, um zu beurteilen, ob körperliche Probleme oder Nebenwirkungen von Medikamenten die Ursache sind. 
  2. Stärken Sie Ihr Perineum: Das Training des Beckenbodens kann die Erektionsfähigkeit bei Männern und das sexuelle Vergnügen bei Frauen stärken. Lesen Sie hierzu unseren Fachartikel “Inkontinenz und Organsenkung: die Geheimnisse des Perineums”. 
  3. Reden Sie mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner über Ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche. Laut einer Studie der Temple University spielt die Beziehung zur Partnerin oder zum Partner eine wichtige Rolle bei der Libido im fortgeschrittenen Alter. Eine gute Kommunikation und eine emotionale Vertrautheit sind für ein erfülltes Sexualleben unerlässlich. 
  4. Seien Sie kreativ: Mit zunehmendem Alter verändert sich die Sexualität, aber das bedeutet nicht, dass Sie aufhören müssen Sex zu haben. Probieren Sie Neues aus, brechen Sie mit Ihrer Routine, um dadurch Ihre Libido wieder anzukurbeln. Auch ein gemeinsamer Kursbesuch kann spannende Impulse und neue Ideen bringen – wie wäre es zum Beispiel mit einer Einführung ins Tantra oder in Slow Sex? Sexualkurse gibt es übrigens nicht nur für Paare, sondern auch für Singles – denn auch die Selbstliebe kann zum psychischen Wohlbefinden beitragen. 
  5. Seien Sie zärtlich zueinander: Umarmungen und Streicheleinheiten sind wichtig, um emotionale und körperliche Nähe zu schaffen und Ihr sexuelles Verlangen zu steigern.

Quellen:

https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/aktuell/medienmitteilungen.msg-id-64599.html 

https://sotomo.ch/site/wp-content/uploads/2020/12/BAG_Studienbericht_DE.pdf

https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1016/j.rhm.2016.11.011# 

https://medicalforum.ch/fr/detail/doi/fms.2019.08266 

https://www.bag.admin.ch/bag/fr/home/das-bag/aktuell/medienmitteilungen.msg-id-64599.html 

https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa067423 

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3349920/ 

Sexual Function in Elderly Women: A Review of Current Literature 

https://fr.wikipedia.org/wiki/Exercice_de_Kegel 

https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/0265407510386833 

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0003440105000276 

https://pages.rts.ch/emissions/temps-present/13396905-je-bande-donc-je-suis-enquete-sur-le-sexe-des-hommes.html#13396906

Bleiben Sie mit uns verbunden

Lernen Sie uns kennen. Testen Sie die Plattform. Sie profitieren vom kompletten Zugang zu allen Blogbeiträgen, Veranstaltungen und Angeboten, die auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt sind.

Gratis registrieren

Newsletter. Bleiben Sie mit uns verbunden.