Ohne Angehörige geht es nicht: Dank ihrer Betreuung und Pflege können viele ältere Menschen weiterhin im vertrauten Umfeld leben. Was müssen Angehörige bei der Seniorenbetreuung beachten? Wann brauchen sie Unterstützung?
"Ich bin nach und nach in meine Aufgabe hineingewachsen." Diese Aussage können wohl viele betreuende und pflegende Angehörige unterschreiben. Wenn ein Familienmitglied erkrankt oder im Alter zunehmend Unterstützung benötigt, ist es oft selbstverständlich, dass Angehörige einspringen. Mit der Zeit gewinnen sie Routine und übernehmen auch Aufgaben, die sie sich anfänglich noch nicht vorstellen konnten. Hilfreich sind Weiterbildungen, Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote: Hier können sich pflegende Angehörige austauschen und gezielt Kompetenzen für die Pflege zu Hause erwerben.
Die Kehrseite der Medaille: Es besteht die Gefahr, dass die private Pflege zur Selbstverständlichkeit wird und Warnzeichen übersehen werden. Fachleute raten daher, gründlich abzuwägen und die Situation regelmässig zu beurteilen: Nimmt der Pflegebedarf zu? Kann und will die betreuende Person die Pflege weiterhin leisten? Ist das Engagement vertraglich geregelt? Es empfiehlt sich, rechtliche und finanzielle Fragen in einer professionellen Beratung zu klären.
Unterstützung für pflegende Angehörige
"Hilfe und Entlastung zu Hause sowie professionelle Beratung haben es uns ermöglicht, länger zu Hause zu bleiben", sagt eine Betroffene, die ihren schwerkranken Mann daheim gepflegt hat. Ihr Beispiel zeigt, dass komplexe Betreuungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden müssen. Wenn während längerer Zeit Betreuung nötig ist, geht es kaum ohne externe Hilfe. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Entlasten können zum Beispiel:
- Hilfe im Haushalt, Mahlzeitendienst
- stunden- oder tageweise Entlastung
- Pflegedienst für zu Hause
- Ferienaufenthalt, Aufenthalt in einer Tagesstruktur
- Beratung, Weiterbildung
- Selbsthilfegruppe, Angehörigentreffen
- Hilfsmittel für die häusliche Pflege
Zu sich selbst schauen und Grenzen erkennen
Die Pflege von nahestehenden Personen ist anspruchsvoll und anstrengend. Nicht selten führt sie zu körperlichen und psychischen Belastungen. Auch Einsamkeit kann zum Problem werden. Deshalb ist es unerlässlich, dass die Betreuungsperson auch ihre eigenen Bedürfnisse pflegen kann. Neben freien Tagen und Erholungszeiten zählen dazu auch Aktivitäten, die Spass machen und die Batterien wieder aufladen.
Gut zu wissen: Sie sind nicht verpflichtet, ihre Angehörigen zu pflegen. Wenn Sie es sich nicht (mehr) vorstellen können oder andere Verpflichtungen zu kurz kommen, ist es besser, dies offen zu kommunizieren. Lassen Sie sich beraten und suchen Sie gemeinsam mit allen Beteiligten eine andere Lösung.
Lektüretipp: Mir selber und anderen Gutes tun
Eine Broschüre der Gesundheitsförderung Schweiz zeigt anhand von 10 Impulsen auf, wie sich Angehörige Sorge tragen können und wie sie das Umfeld dabei unterstützen kann: "Mir selber und anderen Gutes tun. Für Personen, die sich um Angehörige kümmern, sie betreuen und pflegen"